1859 bis 1863
Ein großer Brand in Zippendorf am 18. Juni 1859 mittags und noch ein weiterer in der Nacht zum 1. November 1863 gaben den
Ausschlag für die Bildung der ersten Feuerwehr in Schwerin, der Freiwilligen Turner-Feuerwehr. In Zippendorf war nahezu der
gesamte Ort, fünf der sechs Bauernstellen, niedergebrannt. Eine alte Frau verlor bei der Rettung ihres Besitzes ihr Leben. Sie wurde
unter ihrem brennend einstürzenden Haus begraben. Insgesamt wurden 19 Gebäude eingeäschert und 62 Menschen obdachlos.
Bei dem Brand am 1. November betraf es das Kaniasche Haus an der Ecke Friedrichstraße und Bischofstraße. Drei Menschen
starben.
05.11.1863
Die Mitglieder des Schweriner Männerturnvereins
hatten sich am 24. September 1863
zusammengesetzt mit dem Ziel, das
unzureichende Feuerlöschwesen
der Stadt zu verbessern. Das geschah in Absprache
mit dem städtischen Feuerlöschdepartement, mit
dem Senator Heinrich Bade. Am 5. November 1863
entstand auf einer Versammlung die Freiwillige
Turner-Feuerwehr, mit Annahme der Statuten, in
Schwerin. Sie hatte zuerst 39 Mitglieder.
Der Vorstand setzte sich aus
dem Polizeischreiber E. Köhn,
dem Gerichtsaktuar E. Becker
und dem Schmiedemeister Gülzow zusammen, als
Schriftführer wurde W. Pöhl tätig. Die Ausrüstung
jener ersten freiwilligen Feuerwehrmänner war
mehr als dürftig. Sie bestand aus einem
Retterkarren und einigen Handspritzen.
Der populärste Feuerwehrmann der Stadt Schwerin war der Schumachermeister Carl Hollien,
von den Schweriner Bürgern liebevoll „Papa“ genannt.
Er war 47 Jahre Mitglied der Schweriner Turner-Feuerwehr und führte diese 15 Jahre als ihr Hauptmann.
In der Literatur wird immer wieder auf diesen Feuerwehrmann Bezug genommen,
wenn es darum geht, die Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Schwerin darzustellen.
Im Übrigen wurde die Tradition in der Feuerwehr Schwerin durch seinen Sohn Richard (Senior)
und Enkel Richard (Junior), der bis zu seinem Tode 1987 Mitglied unserer Wehr war, fortgesetzt.
1864 bis 1865
Bereits 1864 wurde die Freiwillige Turner-Feuerwehr zur Bekämpfung von sieben größeren und kleineren Bränden erfolgreich
eingesetzt. Dem durch Dr. Bärensprung, Kaufmann Burth, Kaufmann Sandrock und Vergolder Berwald verstärkten Vorstand
gelang es, größere Geldmittel zu beschaffen, so dass die Ausrüstung vervollständigt werden konnte.
1865 verfügte die Freiwillige Turner-Feuerwehr über eine neue Spritze, einen Retterkarren, eine Einsteckleiter und
über die vollständige Ausrüstung für 15 Steiger und 15 Spritzenleute.
01.12. 1865Am frühen Abend verbreitete sich ein Schreckensruf durch die Stadt.
Das Regierungsgebäude brennt. Dieses Gebäude war für feuersicher gehalten
worden, so dass viele Beamte deshalb ihre Wertpapiere dort aufbewahrten. Im
Mittelbau, eine Treppe hoch, war das Feuer ausgebrochen und breitete sich
langsam weiter aus. Die Löschmannschaften, die verhältnismäßig rasch zur
Stelle waren,
waren die Turner-Feuerwehr mit ihrer Spritze und die Nachtwächter mit der
städtischen Wachspritze. Beide Spritzen mussten bald ihre Tätigkeit einstellen,
da die Schläuche zu kurz waren und es an Wasser fehlte.
Das Feuer breitete sich über die hölzerne Treppe bis unter das Kupferdach aus
Weitere Spritzen konnten im Laufe des Einsatzes die Wasserversorgung von
Burg- und Schweriner See herstellen. Dennoch breitete sich das Feuer aus.
Die altersschwachen Schläuche platzten und die Wurfweiten der Strahlrohre
reichten nicht aus. Durch ein herabfallendes Gesimsstück wurde der
Spritzenmeister Schuhmacher Drager tödlich verletzt.
Nach Entscheidung des Großherzogs, der während der Löscharbeiten anwesend war, wurde dann die Brandbekämpfung eingestellt.
Die Arbeiten wurden auf die Rettung beweglichen Inventars beschränkt. Die Registratur der Großherzoglichen Kammer verbrannte
ganz, die Städteregistratur des Ministeriums des Innern nahezu.
Der durch das Feuer angerichtete Schaden betrug ca. 78.000 Taler.
An der Brandstelle fielen folgende Sätze:
„Dat sall mi Keener sfstrieden, hir geht en god Deel von Old Mecklenburg weg,“
und
„nu wat´t sick wiesen, wer mit ´n Kopp arbeiten kann, un wer blot mit de Akten.“
Für ihre Leistungen beim Kampf gegen das Feuer im Regierungsgebäude erheilt die Freiwillige Turner-Feuerwehr
vom Großherzog Friedrich-Franz II ein Geldgeschenk von 540 Mark. Außerdem bekam die Wehr auf dem Posthof
einen Schuppen zur Unterbringung ihrer Löschgeräte.
Die Unzulänglichkeiten bei dieser Brandbekämpfung machten deutlich, dass eine umfassende Reorganisation des
Feuerlöschwesens unumgänglich war.Senator Bade entließ nahezu die gesamte Mannschaft aus Bürgern, Freiwilligen und
Nachtwächtern und stellte eine neue Truppe auf, die unter Führung von Tischlermeister Gölling und Tapizierer Bull meist Handwerker
waren. Sie versahen die Aufgaben der Feuerwehr nebenamtlich.
Die 36 Männer wurden nach dem Vorbild der Freiwilligen Turner-Feuerwehr organisiert und ausgebildet.
Dies war die Geburtsstunde der Städtischen Freiwilligen Feuerwehr Schwerin.
1870 bis 1877
Die Schweriner Feuerwehre verfügt über 6 Spritzen, 4
Wasserzubringer, 1 große Schiebeleiter, 5 Handspritzen
und 12 Wassertienen.
Die Freiwillige Turner-Feuerwehr übernahm mit 12 Mann in
der Theatersaison den Sicherheitsdienst im Hoftheater
während der Aufführungen und bei größeren Proben. Bei
Gewittern rückte sie mit allen 60 Mann als Wache in das
Schloss. Verschiedene Geldstiftungen erleichterten der
Wehr ihre Arbeit.
Am 17. November 1877 konnte sie ein neues Spritzenhaus
an der Kaiser-Wilhelm-Straße (heute Mecklenburgstraße),
neben dem damaligen Posthof beziehen und blieb dort bis
1892.
1872
Die Freiwillige Turner-Feuerwehr Schwerin tritt dem Niedersächsischen Feuerwehrverband bei.
22.07.1879
Die Wehr wird Mitglied im Mecklenburgischen Feuerwehrverband, verbleibt aber auch im Niedersächsischen
Verband.
1880
Am 27. November 1880 erhielt die Städtische Feuerwehr ein mit 33.000 Mark erbautes Zentralspritzenhaus,
dort, wo auch bereits die Freiwillige Turner-Feuerwehr ihr Domizil hatte.
16. April 1882
Brand des Hoftheaters – das Theater wurde bis
auf die Grundmauern vernichtet. Bei diesem Brand
versengte sich der Hauptmann
der Freiwilligen Turner-Feuerwehr
Carl Hollien
seinen herrlichen Tirpitzbart.
26.07.1904
Brand der Klavierfabrik Perzina
